- Kleinrussische Literatur
Kleinrussische Literatur. Die älteste K. L. fällt mit der russ. Literatur zusammen. Gegen den Einfluß Polens (seit 1340) und des Katholizismus wirkte bes. das von Mohyla 1632 gegründete Kollegium (später Akademie) in Kiew. Ende des 18. Jahrh. trat der erste moderne kleinruss. Dichter auf: Kotljarewskij; ihm reihen sich an: Kwitka, Grebenka, Kulisch u.a. Unter dem Einflusse der Romantik erwachte das Nationalgefühl und entwickelte sich zum Ukrainophilentum, d.h. es wurde ein selbständiges Volkstum der Kleinrussen betont: die Historiker Antonowitsch, Kulisch, bes. Kostomarow, der Sprachforscher Potebnja u.a.; der größte kleinruss. Dichter ist Taras Schewtschenko. 1876 wurde Einfuhr und Druck kleinruss. Schriften in Rußland verboten. Im Auslande wirkte zeitweilig Dragomanow weiter. – Bei den Russen (Ruthenen) in Galizien begann eine Literatur 1837 mit einigen Dichtungen von Schaschkewitsch, Golowazkij u.a. Ein Teil der Schriftsteller wendet eine dem Großrussischen ähnliche Schriftsprache an, ein anderer die heimatliche Volkssprache. Letzerer Richtung gehört der Dichter Fedkowitsch an, ferner die Schewtschenko-Gesellschaft, die Gesellschaft Proswita u.a. – Geschichte der K. L. von Ogonowski (kleinruss., 3 Bde., 1887-93). Die reiche kleinruss. Volkspoesie, teils episch (dumy), teils 1yrisch, ist gesammelt von Antonowitsch und Dragomanow (2 Bde., 1874-75), Golowazkij (4 Bde., 1878), Märchen und Sagen von Rudtschenko, Dragomanow u.a.; »Materialien und Arbeiten« zur kleinruss. Volkskunde, gesammelt von Tschubinskij (7 Bde., 1872-78). – Vgl. Pypin und Spasowicz (Bd. 1, 1880).
http://www.zeno.org/Brockhaus-1911. 1911.